Spätgotische Turmanlage trockengelegt
Denkmalgerechte Sanierung in der Normandie mit schwäbischem Know-how
Der stattliche fünfeckige Turm von Thevray im Hinterland der Normandie war einst Teil einer ganzen Wehranlage – gut gesichert über einen Burggraben. Heute wird das spätgotische Kleinod als Wohnturm genutzt. Von Wasser umgeben ist das Bauwerk aber immer noch.
Mit seinem schönen Sichtmauerwerk aus Sand, Ziegel- und Feuerstein, den Pechnasen und dem markanten Dach erregte der Turm schon im 19. Jahrhundert Aufmerksamkeit. Seit 1886 steht er unter Denkmalschutz. Der französische Grafiker Victor Petit (1818 bis 1871) hat ihn in einer Lithografie verewigt.
Bei der 2024 im Einklang mit dem Denkmalschutz durchgeführten Sanierung gehörte es zu den zentralen Aufgaben, das historische Gebäude vor nassen Füßen zu bewahren. Ziel war, in den angrenzenden Gebäudeteilen die kapillar aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich zu unterbinden, um das fragile Mauerwerk dauerhaft zu schützen.
Dabei musste mit Samthandschuhen gearbeitet werden. Das Architekturbüro Urban Stirnberg aus Paris holte sich dafür mit Veinal einen erfahrenen Experten aus Deutschland mit ins Boot, der mit dem System Veinal VSS 1-90 eine Möglichkeit zur minimalinvasiven und schnellen Mauertrockenlegung entwickelt hat. Dabei wird eine kriechfähige, niederviskose Silikonharz-Lösung über Bohrkanäle injiziert, die mit der Feuchtigkeit im Mauerwerk reagiert. Innerhalb von ein bis zwei Tagen entsteht eine porenauskleidende, unverrottbare Schicht aus polymerem Silikonharz, die eine horizontale Sperre bildet. Die darüberliegenden Mauerbereiche können abtrocknen.
Um bei diesen Arbeiten keine Schäden zu verursachen, wurde die Silikonharzlösung drucklos eingebracht. Sie sickert aus Vorratsbehältern, die an große Spritzen erinnern, in das Mauerwerk ein. „Auch beim Setzen der Bohrkanäle wurde darauf geachtet, erschütterungsfrei zu arbeiten“, so Veinal-Geschäftsführer und Bautenschutz-Experte Anton Schuster.
In einem ersten Abschnitt wurden probeweise 20 laufende Meter Vollziegelwände sowie Mischmauerwerk in einer Stärke von 40 bis 60 Zentimetern behandelt. Zum Teil befinden sich diese Mauern im Treppenbereich und sind deswegen nur einseitig zugänglich.
Die Thevray-Turmanlage soll in Frankreich als Referenz- und Testobjekt dienen, um beispielsweise zu zeigen, inwieweit sich eine Horizontalsperre für solch sensible, historische Objekte als nachträglicher Feuchteschutz eignet. In Deutschland ist dieser Nachweis vielfach erbracht. Das Veinal-System entspricht dem Regelwerk der WTA (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.). Die Wirksamkeit der Veinal-Horizontalabdichtung haben Prüfstellen wie das Amt für Materialprüfung der TU München und das Institut für Bauforschung in Aachen bereits überprüft und bestätigt. Veinal gibt auf seine Horizontalsperre 20 Jahre Herstellergarantie.